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Vogelbau

Die Schützenbruderschaft ist stolz darauf, noch einen eigenen Vogelbauer in seinen Reihen nennen zu dürfen. Der Vogelbau hat lange Tradition in Großenbaum und liegt seit 1961 in Hand der Familie Gyßen. Zwei Zeitungsartikel aus dem Jahre 1996 und 2002 beschreiben die Geschichte des Vogelbaus sehr umfangreich. Deswegen verzichte ich hier auf weitere Angaben und bitte Sie die beiden hier veröffentlichen Zeitungartikel zu betrachten.

NRZ Artikel von 1996

Foto 1

Diese Adler werden nicht gebrütet

Großenbaumer baut seit 30 Jahren die Vögel für das St.-Hubertus-Schützenfest

Ohne "Schützenvogel" - kein Königsschießen. Aber leider kann man diese seltenen Vögel nicht ausbrüten. Sonst wäre wohl so manche Schützenbruderschaft ihre alljährliche Frühjahrssorge los. Einen "Vogelbauer" müsste man in seinen Reihen haben, wie früher jede Bruderschaft. Die Großenbaumer St.Hubertus-Schützen haben einen: Karl-Josef Gyßen, gelernter Schreiner und selbst begeisterter Schütze. Wenn die Großenbaumer jetzt über Pfingsten wieder ihr Schützenfest feiern, werden Gyßens Vögel Nummer 142 und 143 fallen.

Seit über 30 Jahren steht und fällt das Großenbaumer Schießen mit Gyßens Baukunst. Der heute 55 Jährige Handwerker fängt immer schon im Winter - Monate vor dem Fest - mit dem Sägen und Schleifen an. Wie es geht, hat ihm seinerzeit der Onkel gezeigt. "Sechs Stunden Arbeit, dann habe ich einen Vogel fertig", sagt Gyßen. Vier müssen es im Jahr sein. Je einer für das Königs- und das Kronprinzen-Schießen, je ein weiterer für Saison-Beginn und absch(l)uß.

Ein guter Vogel fällt nach rund 100 Schüssen. Nach dieser Maßgabe arbeitet Gyßen.Das Wichtigste ist mitunter das Holz: Nicht zu hart darf es sein. Gyßen vertraut auf Spanplatten und Tannenholz, das er sich Jahr für Jahr aus dem Urlaub in Bayern mitbringt. Das Zuschneiden ist längst Routine. Sohn Jörg schaut dabei über die Schulter, um das Familienhandwerk später einmal zu übernehmen.

Doch bis dahin ist es noch lange hin: "Ich werde sicher noch einige Jahre die Vögel bauen, es macht mir einfach Spaß", sagt der fleißige Handwerker, der von Kindesbeinen an mit der St.Hubertus-Bruderschaft verbunden ist.

Jahr für Jahr hat Gyßen bei den Schützenfest auch selbst mitdraufgehalten, wenn seine Adler auf ihren Abschuss warteten. Einmal hat er einen der vier Kilo schweren Vögel runtergeholt. Das war 1967 und "es war ein ganz tolles Gefühl", so der Großenbaumer.

Holger Dumke
(Quelle : Zeitungsartikel der NRZ vom 25.05.1996)
(Link zum Eingescanntem Zeitungsartikel)

WAZ Artikel von 2002

Der Königsvogel entsteht aus Meisterhand

Karl-Josef Gyßen baut seit 1961 für die Sank Hubertianer

Von Martin Kleinwächter

Großenbaum. Wenn die Sankt-Hubertus-Schützenbrüder kommenden Montag wieder ihren Königsvogel ins Visier nehmen, um den neuen Schützenkönig zu bestimmen, sollten sie sich vor Augen führen, dass für sie einmal mehr ein Exemplar aus Meisterhand zum Abschuss freigegeben wird.

Königs- und andere Schützenvögel zu bauen, liegt bei den Hubertianern in Familienhand. Seit 1961 ist Karl Josef Gyßen (61) der Vogelbaumeister. Rund 250 hölzerne Vögel hat er bis heute gebaut. Das spricht für Erfahrung und Qualität. Dabei baut Gyßen sie noch genauso, wie es schon sein Onkel Hubert Köster getan hatte. "Die Vögel sind heute nur etwas größer als früher", sagt Gyßen.

Der Onkel überraschte ihn 14 Tage vor dem Schützenfest `61 damit, nunmehr sei es die Pflicht des jungen Schreiners, das Vogelbauen zu übernehmen. Er kenne die Schützentradition schließlich von Kindesbeinen an.

Waren es in den ersten Jahren vier Vögel, so baut Gyßen heut sieben pro Saison: je einer für das Königs-, das Schüler- sowie das Jungschützenschießen, für das Saison-Eröffnungs- sowie das Abschluss-Schießen , für das Saison-Eröffnungsschießen der Frauen und das Frauenschießen beim Schützenfest. Bis auf die Vögel für die Foto 2Freuen sind die stolzen Flattermänner alle aus Holz. Die Frauen begnügen sich mit Pappe. Gyßen : "Da wird nur mit dem Luftgewehr geschossen." Auf alle anderen Schützenvögel werde scharf geschossen, mit Kleinkalieber-Gewehren. Beim Königsvogelschießen kommt sogar großkalibrige Munition zum Einsatz.

Stolze fünf Kilo bringt der Königsvogel auf die Waage. Dazu fügt Gyßen vier 18 mal 27 Zentimeter große und 40 Millimeter dicke Spanplatte zusammen, zwischen die drei Lagen dünnen Sperrholzes gelegt sind - für mehr Stabilität. Kopf, Flügel und Schwanz sind aus je 20 Millimeter dickem Fichten-/Tannenholz ausgesägt und angenagelt. Bei den anderen Vögeln ist der Rumpf etwas weniger massiv. Der Schülervogel ist aus afrikanischem Weichholz - ebenfalls für das Luftgewehr.

Schon im Winter fertigt Gyßen die Vögel vor. Kurz vor dem Fest muss er sie nur noch zusammenbauen und weiß anstreichen. "Sie sind so ausgelegt, dass sie 60 bis 70 Treffer aushalten", sagt der Vogelbauermeister. Ans Aufhören denkt er noch nicht. Dabei sitzt Sohn Jörg (35) schon in den Startlöchern.

(Quelle : Zeitungsartikel der WAZ vom 15.05.2002)
(Link zum Eingescanntem Zeitungsartikel)